Abschnitt 3.5 – Geologie und Hydrologie
Für eine stabile Schiene der Zukunft
Beim Bauen gilt der Boden als größter Risikofaktor. Informationen über die Beschaffenheit und die Tragfähigkeit des Bodens sind daher sehr wichtig. Anhand dieser Informationen entscheiden die Planer der ABS 38, wie die Gleise, Brücken, Schallschutzwände oder Oberleitungsanlagen stabil zu bauen sind. Das ist angesichts des vielfältigen Untergrunds im Alpenvorraum eine Herausforderung.
Damit Grund- und Regenwasser an der Bahnstrecke mithilfe von Durchlässen richtig abfließt und versickert, haben Gutachter den Baugrund zudem hydrogeologisch untersucht. Schließlich ist es unsere Aufgabe, Menschen und Güter zwischen der Metropolregion München und dem Nachbarland Österreich künftig sicher an ihr Ziel zu bringen. Zudem stellen wir sicher, dass alles, was wir bauen, auch in mehr als 100 Jahren noch stabil steht.
Umfassende Bodenerkundungen
Mehrere tausend Bodenproben haben wir aus einer Tiefe von bis zu 30 Metern an dem rund 60 Kilometer langen Abschnitt zwischen Tüßling und Freilassing entnehmen lassen. Die Ergebnisse bestätigen: Die Bodenverhältnisse in Südostbayern sind sehr komplex. Der Boden im Gleisbereich setzt sich überwiegend aus feinkörnigen Ablagerungen wie Sanden, Schluffen und Tonen zusammen. Diese sind sehr wasserempfindlich und in großen Teilen wenig tragfähig. Das bedeutet, dass sie in der vorliegenden Form als Baugrund eher ungeeignet sind.
Notwendige Bodenverbesserungen
Hinzu kommt, dass die Beschaffenheit und Dicke der Bodenschichten stark schwanken. Somit kann der Untergrund den Anforderungen für die künftige Streckenbelastung – zweites Gleis, mehr Zugverkehr und höhere Geschwindigkeit – größtenteils nicht erfüllen. Demzufolge muss der Boden mit geeigneten Verfahren in größerem Umfang verbessert werden, um eine ausreichende Tragfähigkeit und Standsicherheit zu gewährleisten.
Vielfalt des Bodens in einem Bohrkern
Der hier abgebildete Bohrkern aus Unterschwillach in Abschnitt 1 der ABS 38 besteht aus elf verschiedenen Bodenschichten. Sowohl grobkörnige Schichten (Kiese) als auch feinkörnige Böden (Schluff, Ton) lassen sich deutlich erkennen.
Die Konsistenz des Bodens lässt sich anhand von zwei Kriterien bestimmen: Während die Plastizität die Eigenschaften feinkörniger Böden näher beschreibt (leicht, mittel oder ausgeprägt), gibt die Fließgrenze Auskunft über den Wassergehalt des Bodens.
Die variierenden Eigenschaften des Bodens stellen uns bei der Planung und bei dem Bau der ABS 38 vor eine Herausforderung. Denn je grobkörniger die Schichten sind, umso frostsicherer und wasserunempfindlicher sind sie. Und je feinkörniger der Boden, desto empfindlicher ist er gegenüber Frost und desto stärker reagiert er auf Wasser.
Aus diesem Grund prüfen wir überall dort, wo wir später bauen, die Bodenbeschaffenheit. Das ist sehr zeitaufwändig und kostenintensiv. Denn die Ergebnisse der Bodengutachten entscheiden, wie wir in der Bauphase die Gründungen zum Beispiel von Brücken oder Oberleitungsanlagen bauen.
Wir haben die Bohrungen für die ABS 38 mit einem Filmteam begleitet. Im Video erläuern wir Hintergründe, Abläufe und Methoden der Baugrunduntersuchung.
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Fragen & Antworten
Hier finden Sie Antworten auf Fragen zur Entwurfsplanung für den Bahnausbau von Tüßling bis Freilassing. Weitere Fragen beantworten wir Ihnen gerne per E-Mail.
Nach der nun abgeschlossenen Entwurfsplanung bereitet unser Projektteam die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren vor. Sind diese fertig, reichen wir den Abschnitt Laufen beim Eisenbahn-Bundesamt ein, um eine Baugenehmigung für den Ausbau zu erwirken. Wenn es so weit ist, werden wir alle Beteiligten und die Öffentlichkeit darüber informieren.